Der Expertenstandard „Schmerzmanagement in der Pflege“ in der Aktualisierung von 2020 vereinigt in sich die Expertenstandards „Schmerzmanagement in der Pflege bei akuten Schmerzen“ und „Schmerzmanagement in der Pflege bei chronischen Schmerzen“.
Akute Schmerzen haben zeitweise Auswirkungen auf das psychische, physische und soziale Befinden, während chronische Schmerzen den Schmerz häufig zum Lebensmittelpunkt werden lassen. Werden Schmerzen egal welcher Form nicht schnell und ausreichend therapiert, beeinträchtigt dies die Lebensqualität und auf Dauer die gesamte Lebenssituation. Akute Schmerzen neigen auch nach einer gewissen Zeit zur Chronifizierung und müssen deshalb zeitnah behoben werden.
„Akuter Schmerz ist ein plötzlich auftretender und über einen begrenzten Zeitraum andauernder Schmerz, der durch eine tatsächliche oder drohende Gewebeschädigung verursacht wird.“ (Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege 2020)
„Von chronischem Schmerz spricht man, wenn dieser dauerhaft oder wiederkehrend für mindestens drei Monate vorhanden ist und die akute Warnfunktion der physiologischen Schmerzwahrnehmung fehlt.“ (Expertenstandard Schmerzmanagement in der Pflege 2020)
Des Weiteren liegt eine grundsätzliche Unterscheidung in der Zuordnung instabiler oder stabiler Schmerz. Akute Schmerzen gelten grundsätzlich erst einmal als instabil und sollten zeitnah behoben oder auf ein erträgliches Maß reduziert werden. Ist dies erreicht, spricht man von einer stabilen Schmerzsituation. Bei chronischen Schmerzen geht es darum, die Schmerzsituation zu stabilisieren und die Selbstmanagementkompetenzen der Betroffenen in den Vordergrund zu rücken.
„Von einer instabilen Schmerzsituation kann gesprochen werden, wenn:
Die Schmerzsituation und -linderung dauerhaft nicht einer akzeptablen Situation entspricht
Gesundheitsbezogene oder alltagsbezogene Krisen auftreten oder noch nicht wieder durch eine akzeptable Schmerzsituation abgelöst wurden
Hierdurch Versorgungsbrüche entstehen, die nicht mit Hilfe von Selbstmanagementkompetenz, familialer oder professioneller Unterstützung überbrückt werden können
Vermeidbare Komplikationen mit der oder durch die Schmertherapie oder deren Nebenwirkungen auftreten
Durch die Schmerzsituation eine Einbuße an Lebensqualität, Funktionalität oder sozialer Teilhabe entstanden ist, die nicht mehr dem direkt geäußerten oder mutmaßlichen Willen des Menschen mit Schmerzen entspricht. Besonders der Prozess der langsamen Verschlechterung des Gesundheitszustandes fordert von Pflegefachkräften, eine regelmäßige kritische Reflektion der Schmerzsituation vorzunehmen.“
„Von einer stabilen Schmerzsituation kann bei beiden Schmerzarten zudem grundsätzlich gesprochen werden, wenn:
Eine Schmerzsituation ohne Überschreiten des individuellen Schmerzmaßes vorliegt oder die Fremdeinschätzung und die damit verbundene Analyse des Verhaltens bzw. der Verhaltensveränderungen keinen Verdacht auf eine instabile Schmerzsituation nahelegen
Eine abhängig von der gesundheitlichen Situation akzeptable Funktionalität, Aktivität und Mobilität vorliegt
Für mögliche Krisen und Komplikationen Strategien zur Bewältigung bekannt sind
Keine unerwünschten Nebenwirkungen der Therapien und schmerzbezogene Komplikationen der Erkrankung auftreten.“
Als eine Grundvoraussetzung für die Anwendung des Expertenstandards gilt eine enge Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Berufsgruppen. „Der Pflegefachkraft kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige integrative und koordinierende Aufgabe zu, sie tritt durch die vielen psychosozialen Herausforderungen im Umgang mit Schmerzen in eine kontinuierliche therapeutische Beziehung zum betreffenden Menschen mit Schmerzen ein.“ (Schmerzmanagement in der Pflege 2020)
Die Struktur-, Prozess- und Ergebniskriterien können Sie hier nachlesen. Wir zeigen Ihnen hier ein Beispiel:
S1a: Die Pflegefachkraft verfügt über die Kompetenz zur systematischen Schmerzeinschätzung, einschließlich der Differenzierung zwischen akutem und chronischem Schmerz.