Der Darm wird auch das Gehirn des Bauchs genannt. Die komplexe Zusammensetzung der Darmflora hat direkte Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Übergewicht, Depressionen und ein geschwächtes Immunsystem stehen mit dem Darm im Zusammenhang.
Was ist gut für den Darm?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat zehn Regeln für einen gesunden Darm aufgestellt. Für eine ausgewogene Darmflora benötigen wir eine ausgewogene Ernährung. Ballaststoffe, Fette und Nährstoffe sollten von jedem aufgenommen werden. Viel Obst und Gemüse seien wichtig, um die Ausgewogenheit sicherzustellen. Nüsse liefern wichtige Fettsäuren. Tierische Lebensmittel sind dabei kein Muss, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Vollkorn ist mit seinem höheren Balloststoffanteil die bessere Wahl als Weißmehl. Pflanzliche Öle helfen der Darmflora mit ihren ungesättigten Fettsäuren. Zucker und Salz hingegen sollten eingespart werden. Als Getränk zu einer leckeren Mahlzeit gehört immer Wasser. Softdrinks enthalten viel Zucker. Dabei ist nicht nur wichtig, was gegessen, sondern auch wie es zubereitet wird. Eine schonende Zubereitung mit geringer Hitze und ohne viel Wasser sorgt dafür, dass mehr Nährstoffe in der Nahrung enthalten bleiben. In Tiefkühlgemüse sind ebenfalls mehr Nährstoffe enthalten als in frischem Gemüse. Wer achtsam isst, isst weniger. Unser Sättigungsgefühl setzt erst nach fünfzehn bis zwanzig Minuten ein. Genüsslich zu kauen und bewusst zu genießen hilft dabei, die Mengen klein zu halten – was letztlich auch dabei hilft, auf das Gewicht zu achten.
Darm & Gewicht
Forschende der Washington University St. Luis haben mit einem Experiment bewiesen, dass die Darmflora erheblichen Einfluss auf das Körpergewicht haben. Ihre Testobjekte: Zwillinge und Mäuse. Die Zwillingspaare bestanden jeweils aus einer normal- und einer übergewichtigen Person. Die Forschenden entnahmen Stuhlproben der Zwillinge. Die darin enthaltenden Keime wurden Mäusen gegeben, die bis dahin in einem keimfreien Labor lebten. Die Mäuse, die die Keime der übergewichtigen Testpersonen bekamen, aßen nur unwesentlich mehr als die, die die Keime der normalgewichtigen bekamen. Nach einigen Tagen bot sich den Wissenschaftlern ein seltsames Bild. Die eine Gruppe der Mäuse hatte stark zugenommen, während sich am Gewicht der anderen nichts veränderte. Die Kleinstlebewesen – unter anderem Bakterien, Pilze und Viren – in unserem Darm haben einen entscheidenden Einfluss auf unser Körpergewicht. Das liegt vor allem an zwei Bakteriengattungen. Firmicutes-Bakterien wandeln aus der gleichen Menge an Nahrung mehr Energie als der Bacteroidetes-Stamm.
Darm & Psyche
Menschen mit autistischen Verhaltensweisen haben eine andere Darmflora als psychisch gesunde Menschen. Bei autistischen Menschen zeigt sich ein Eiweiß – mTOR – vermehrt. Das hat direkte Auswirkungen auf Zellwachstum und Zellfunktion im Gehirn. Darüber gibt es eine Vielzahl von Studien. Der Zusammenhang von Darmflora und Depression scheint nicht so direkt nachweisbar. Dennoch gelang in einem Experiment mit Ratten, depressionsähnliches Verhalten auszulösen. Eine Entzündung in der Bauchfalte wurde hervorgerufen. Diese setzte Zytokine – Proteine, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen beeinflussen – frei. Den Ratten wurde zuvor eine kleine Elektrode ins Belohnungszentrum des Hirns gepflanzt. Ein Rad wurde im Käfig montiert. An diesem Rad konnten die Nager drehen. Wenn sie daran drehten, bekamen sie einen Stromschlag über die Elektrode in ihrem Gehirn. Dieser Stromschlag sorgte für die Ausschüttung von Serotonin. Die Ratten mit der Bauchfellentzündung drehten schneller und öfter an dem Rad. Die Forschenden gehen davon aus, dass die Gehirne der Tiere deren Zytokine-Wert erhöht ist, das Serotonin schneller wieder aufnehmen. Dieser Mechanismus ist auch von Depressionen bekannt. Antidepressiva greifen bei der Wiederaufnahme von Serotonin ein und erzielen eine ähnliche Wirkung, wie die Elektroden in den Hirnen der Nager.
Besseres Leben durch Darmgesundheit
Eine gestörte Darmflora hat dabei noch weitaus mehr Auswirkungen. Hautunreinheiten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten zum Beispiel. Aber auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind darauf zurückzuführen. Und letztlich sind auch grippale Infekte mit Entzündungen der Bronchien oder Nasennebenhöhlen eine mögliche Auswirkung einer gestörten Darmflora. Mit der richtigen Ernährung können Krankheiten vermieden und das Lebensglück gemehrt werden. Das Bauchhirn gut zu behandeln sollte nicht nur Ziel eines jeden einzelnen sein. Profis aus der Pflege sollten diesen Zusammenhang in der Bewertung ihrer Klienten einfließen lassen. Der Darm ist eine wichtige Stellschraube mehr, um Senioren zu einem würdevollen und selbstbestimmten Leben zu verhelfen.